Daytona Beach 2001
"Eight Days
The Week 2001"
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Für die Einen ist sie wie ein Magnet,
für Andere sogar wie ein
Bazillus:
Die "Bike Week" in Daytona Beach.
Rund 600.000 Besucher sollen 2001 da gewesen sein.
Hier Auszüge aus meinem Tagebuch.
Text & Fotos:
Winni Scheibe |
Main Street Daytona Beach |
Erster Tag: Freitag, 2. März 2001
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Eigentlich
beginnt die "Bike Week" 2001 in Daytona Beach
am Freitag, 2. März und geht bis zum Sonntag, 11.
März. Eigentlich. So steht es jedenfalls auch im
44-seitigen Programmheft. In Wirklichkeit kamen die
ersten Biker aber schon acht Tage früher. Und so
stecken in der "Bike Week" eben nicht nur
über "acht Tage", sondern es sind längst
rund zweieinhalb Wochen geworden.
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14 Tage Biker-Rummel in Daytona Beach
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Eine Zeit, in der sich das Urlaubsparadies Daytona Beach mal so
eben zum weltgrößten Biker-Meeting verwandelt. In diesem Jahr
findet das Treffen zum 60. Mal statt. Ein Grund zum Feiern. Für
die Daytonianer und die Biker. An allen Ecken und Enden wird mit
"Daytona Beach Welcomes Bikers" gelockt, für die
Einheimischen immerhin das größte Geschäft im Jahr. Nichts
gibt es umsonst, sogar das Parken abseits hinter dem letzten
Schuppen kostet fünf, manchmal auch zehn Dollar. Die Biker
scheint es nicht zu stören, noch nie waren so viele da. Es ist
voll, rappelvoll sogar. Die Woche kann ja noch heiter werden... |
Zweiter Tag: Samstag, 3. März 2001
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Boot Hill Saloon in der Main Street |
US-Biker |
Für viele ist die "Bike
Week" in erster Linie Main Street, Boot Hill Saloon und
Beach Street. Eben da, wo die Post abgeht. Da, wo die meisten
Harleys stehen, da, wo das meiste Bier getrunken wird, da, wo
Rambazamba angesagt ist. Das ist die eine Seite.
Nur wenige Meter von der Beach Street entfernt, gibt´s neben
der Main Street die zweite große "Biker-Meile" in
Daytona Beach, dort finden Szenenkenner auch "Willi´s
Motorcycle World". Eine der größten privaten
Motorradsammlungen der Welt. Gut 200 Edelbikes stehen hier.
Klassische Rennmaschinen, Oldtimer von Harley-Davidson, Indian,
Norton, Vincent, BSA, Triumph, Ducati und MV Agusta, um hier nur
die Wichtigsten zu nennen. Mit dieser "most valuable
motorcycle collection in the world" hat sich der
Frankfurter Unternehmensberater Willi Marewski einen Traum
erfüllt. Im Herzen der "Bike Week" eine Sammlung für
Kenner, Enthusiasten und Spezis.
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Willi`s Motorcycle World |
Münch Mammut 2000 |
Ebenfalls einen Traum erfüllt hat sich Thomas Petsch aus
Würzburg. Er hat die Legende Münch auferstehen lassen und
bringt mit der "Münch Mammut 2000" das größte
Serienmotorrad der Welt "Made in Germany" auf den
Markt. Nachdem die 260 PS starke Mammut bereits bei uns vorgestellt
wurde, ist nun Amerika an der Reihe. Exklusiv in Willi´s
Motorcycle World wird der Überhammer den amerikanischen Bikern präsentiert. Die Amis haben nicht schlecht geschaut... |
Dritter Tag: Sonntag, 4. März 2001
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Florida bei Sonne |
Florida nennt sich "Sunshine
State", auf den Auto- und Motorradkennzeichen wirbt sogar
eine Orange als Symbol fürs gute Wetter. Aber auch Florida kann verdammt deutsch sein, was jedenfalls das
Wetter angeht. Fast den ganzen Tag war es finster wie in der
Nacht, es hat gegossen wie aus Kübeln, es war kalt und
stürmisch. Einige Daytonianer sprachen sogar schon vom
Weltuntergang. Aber auch das ist Amerika, alle müssen da durch.
Die Straßen waren wie leer gefegt, und da in den Kneipen
knipsen verboten ist, bleibt die dunkle Seite Floridas fast ohne
Bilder. Es war ein Tag, den man am liebsten vergessen möchte.
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Vierter Tag: Montag, 5. März 2001
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Ein neuer Tag, ein neues
Glück. Das Unwetter hat sich verzogen, die Sonne scheint,
dafür ist es aber kalt, zwar nicht richtig kalt, aber frisch.
Im Speedway, der berühmten Rennstrecke von Daytona, werden
Montag und Dienstag die traditionellen Oldtimerrennen
veranstaltet.
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Harley-Rennmaschine von 1965 |
Oldtimer-Racing pur |
Im Gegensatz zu unseren VFV-Oldtimerrennen, bei denen es nicht
um Höchstgeschwindigkeit und wer kommt als ERSTER ins Ziel
geht, wird hier in den USA volles Rohr gefahren. Es gibt auch
keine Schalldämpfung, Racing pur, fast so wie früher. Im
Rahmenprogramm finden Oldtimertreffen und Teilemärkte,
sogenannte "Swap-Meets" statt. Wer sich für diesen
"alten Schrott" interessiert, kommt voll auf seine
Kosten. Auch das ist Bike Week....
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Fünfter Tag: Dienstag, 6. März 2001
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Zunächst die gute Nachricht:
es ist zwar noch etwas frisch und windig, dafür scheint die
Sonne und der Himmel ist wieder strahlend blau. Die schlechte
Nachricht: die Parkplätze gehen aus. Selbst Biker müssen
suchen, es ist die Hölle.
Es scheint, als gäbe es außer Harleys keine anderen Bikes mehr
auf der Welt. Sehen und gesehen werden ist das eine, hören das
andere. Fast jeder Harley-Biker, vielleicht sogar auch alle,
fahren auf ihren Stahlrössern mit offenen Rohren durch die
Gegend.
Für die Sicherheit ist es natürlich enorm wichtig, ein lautes
Bike fällt schließlich auf, wird von Kindern, Omas, Opas,
Fußgängern und Autofahrern nicht so schnell überhört.
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Eine Helmpflicht gibt es in Florida nicht... |
Der große Traum vom "American Way Of Life" und "Easy
Rider-Feeling" darf in Florida seit Mitte letzten Jahres
nun auch wieder geträumt werden. Seit dieser Zeit ist nämlich
die Helmpflicht abgeschafft worden. "Oben ohne" ist
voll IN, nur zum Augenschutz muss der Biker oder die Bikerin
eine Brille tragen. Bis Dienstag gab es bereits fünf Tote, aber
keine Fliegen oder Mücken, sondern besagte Biker. Auch das ist
Bike Week.... |
Sechster Tag: Mittwoch, 7. März 2001
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Stammt aus Deutschland: Harry Sperl auf seinem Hamburger-Trike |
Hamburger Harry ist in Daytona
Beach bekannt wie ein bunter Hund.
Auch kein Wunder. Sein Hamburger-Trike kennt jeder. Nicht ganz
so bekannt, aber fast so bekannt ist seine Hamburgersammlung. Es
sind aber keine echten Hamburger, die würden ja schon nach
kurzer Zeit stinken, sondern Hamburger aus Plastik, Holz, Gips,
Glas, Keramik, Gummi und wer weiß aus was sonst noch. Sein
Museum umfasst inzwischen weit über 1000 Exponate, es ist
welteinmalig, mit nichts vergleichbar.
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Hamburger-Museum |
Karl und Hamburger Harry |
Da bekanntlich der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, sammelt
auch sein Sohn Karl, fünf Jahre alt, ebenfalls Hamburger. Bei
der berühmten "Rat´s Hole Custom Chopper Show" hat
Hamburger Harry mit seinem Hamburger-Trike bereits etliche
Pokale abgesahnt, nun ist sein kleiner Karl erstmals an der
Reihe. Für ihn hat er den "Hamburger Karl´s Custom
Wagon" gebaut, mit dem Karl prompt einen riesigen
Pokal gewann. |
7. Tag: Donnerstag, der 8. März 2001
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Bisher war die Bike Week genau
aufgeteilt. Draußen auf dem Speedway zeigt die
Knieschleiferfraktion Racing in voller Aktion. Höhepunkt des
Spektakels ist am Sonntag das 200-Meilen-Rennen. Von den 600.000
Bike-Week-Besuchern gucken sich jedoch allenfalls gut 40.000
Rennfans die Show an.
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Nachwuchsrennfahrer |
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Die Anderen bleiben lieber in der Stadt, auf der Beach, bei
irgendeiner Party oder fahren zum x-ten Mal mit ihrem
Traum-Chopper die Main Street rauf und runter. Die Zeiten
ändern sich aber. Auch die Rennfans mit ihren sauschnellen
japanischen Super-Bikes kommen zur Bike Week. Und was die echten
Harley Biker können, können die jungen Nachwuchsrennfahrer
schon lange. Sie ziehen ihre Show jedoch etwas abseits ab, da wo
nicht so viele Cops zusehen können. Ihre Burn-outs, Stoppies
und atemberaubenden Wheelies sind nämlich alles andere als
legal. Spaß scheint es ihnen aber trotzdem zu machen, wenn aber
doch mal die Sheriffs die Sache spitz kriegen, wird sich schnell
ein anderer Platz gesucht. |
Achter Tag: Freitag, 9. März 2001
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Harley-Davidson hat die Bike
Week fest im Griff. Allerdings nur fast. Genau vor 100 Jahren
wurde nämlich Indian gegründet. Und schon in den 20er Jahren
war Indian, noch vor Harley-Davidson (!), sogar weltgrößter
Motorradhersteller. Mitte der 50er Jahre war der Traum jedoch
erledigt, die Traditionsfirma ging pleite. Die Amis sind aber
noch heute verdammt stolz auf diese Marke. |
Indian Rally |
Superstar Peter Fonda |
Und deswegen wird der 100. Geburtstag in diesem Jahr mit einer
klassischen Indian Oldtimer-Rally, futschneuen Indian Modellen
und Superstar Peter Fonda, vielen bekannt aus dem Kultfilm
"Easy Rider", ganz groß bei der Bike Week gefeiert.
Die erste große Showtime ist bei der 10. Boardwalk Association
Ride-In Bike Show gleich neben der Ocean Ave. angesagt. Diese
Custom und Chopper Show ist mit gut 170 Bikes sozusagen die
Generalprobe für die legendäre Show von "Big Daddy
Rat" am Samstag.
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Neunter Tag: Samstag, 10. März 2001
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Absoluter Höhepunkt und
gleichzeitig Abschluss der Bike Week ist am Samstag Big Daddy´s
"Rat´s Hole Custom Chopper Show".
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Auch hier wurden in diesem Jahr alle Rekorde gebrochen. Rund 350
Besitzer von einmaligen sowie außergewöhnlichen Custom und
Chopper Bikes stellen ihre Exponate einer fachkundigen Jury vor.
Typisch für die Bike Week und natürlich für die Big Daddy Rat
Show ist aber auch das Drumherum: Sehen und gesehen werden und
dabei sein ist das eine; auffallen das andere. Wer bei diesem
Wettbewerb unter die Top Ten kommt, darf sich zu Recht in der
Szene zu den Weltbesten zählen. Zwar besitzt diese Show noch
kein WM-Prädikat, sie ist aber sicherlich bereits schon heute
eine inoffizielle Weltmeisterschaft in der
Chopper-Welt. |
Zehnter Tag: Sonntag, 11. März 2001
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Es herrscht Aufbruchstimmung.
Viele Biker sind bereits am Samstag abgereist, der Großteil
fährt Sonntag, der harte Kern erst Anfang der Woche. |
bye - bye |
Denn wie schon gesagt, die Bike Week hat eben ein paar Tage mehr
auf dem Programm als die Kalender-Woche. Für einen wurde der
Samstag jedoch besonders lang. Wolfgang Knitterscheidt aus Bad
Nauheim bei Frankfurt hatte allen Grund zum Feiern. Mit seinem
rattenscharfen Dragster-Custom-Bike "THE WORLD IS NOT
ENOUGH" sahnte er gleich vier dicke Pötte ab. Am Freitag
bei der Boardwalk-Show landete sein Bike in der Wertung
"Best of Show" auf dem 3. Platz, bei der Zuschauerwahl
sogar auf dem 1. Platz.
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Wolfgang Knitterscheidt und Bike Week- Megastar Willie G.
Davidson |
Noch besser kam es am Samstag. Bei Big Daddy`s Show belegte der
Knaller des Hessen den 1. Platz "Best of Show", und
somit gewann er die Reise zur "Motor Show Essen".
Aber nicht genug. In der Wertung "Over 1.000 Radical Class"
ging der zweite Platz an den Guy aus Old Germany. Fast aber
genauso wertvoll wie die Trophäen war für Wolfgang
Knitterscheidt der Glückwunsch zum Sieg von Willie G. Davidson,
Enkel der Firmengründer und natürlich auch ein Superstar bei
der Bike Week.
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Nachschlag
"till the end of the day"
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Die Bike Week 2001 war ein
voller Erfolg. Jedenfalls, was die rund 600.000
Besucher, die Daytonianer und meine Erlebnisse betrifft. In
"eight days a week" habe ich rund 3.000 Fotos
geschossen. Bilder, aus denen man locker ein Buch machen könnte
und zum Abschluss der Bike Week Story hier noch einige
Highlights.
See you later, alligator!
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